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Der Hybrid – Mechanik und Quarz mit Flyback-Chronograph von Undone

Die Marke Undone war mir bereits seit längerem ein Begriff, jedoch ist der Funken des Interesses oder gar Begeisterung nicht gleich übergesprungen. Die Modellreihe Aqua traf einfach nicht meinen Geschmack, zu nah gingen mir die Designelemente an Submariner & Co. – Ein eigenes Taucheruhren-Design zu kreieren ist eben nicht ganz so einfach. Ein starkes Pro-Argument hingegen ist die Individualisierung einer mechanischen Uhr um die 500€. Doch nun fand eine Uhr der neuen Modellreihe von Undone den Weg an mein Handgelenk und begeisterte mich im ersten Augenblick: Der Urban Chronograph.

Vorweg die Fakten

Meine Test-Uhr trägt den Modellnamen “Urban Killy” und gehört zu der “Fix-Design” Reihe von Undone. Das bedeutet, dass sie aus dem Produktkatalog von 5 Modellen entstammt, welche bereits fix entworfen sind. Praktisch für all diejenigen, die das Zusammenstellen einer Uhr zu viel Nerven kostet und noch etwas Geld sparen möchten. Denn die fertig entworfene “Killy” kostet ca. 250€ – das individualisierte Modell ca. 280€. (Abhängig vom jeweiligen Dollar-Kurs) Zur Individualisierung stehen verschiedene Formen, Materialien und Farben für: Gehäuse, Zifferblatt, Zeiger und Armband. Zudem kann das Glas auf der Rückseite der Uhr mit einem Wunschbild bedruckt werden.

Tipp: Möchte man das Werk jedoch etwas sehen, sollte man sich für eine .png Bilddatei entscheiden, in welcher man sein Druckmotiv ausschneidet. Der Hintergrund in der Datei bleibt frei und wird somit nicht mitgedruckt.

Das Gehäuse aus 316L Edelstahl misst gängige 40 mm im Durchmesser (exkl. der Krone und Drückern) ist teils geschliffen, teils hochglanzpoliert und teils versilbert. Weiterhin entspricht sie mit einer angenehmen Höhe von 13 mm und ebenso gängigen 20 mm breiten Bandanstößen den zeitgemäßen Maße einer sportlich-/klassischen Uhr.

Die Uhr besitzt ein Glas aus gewölbten K1 Mineralglas – welches ein Fluch und Segen zugleich ist: Natürlich ist Glas hochwertiger als Acryl und zerkratzt wesentlich schwieriger, jedoch lassen sich die Kratzer später im Gegensatz zum Acrylglas nicht einfach heraus polieren. Am besten wäre hier Saphierglas, Mineral- ist gegenüber dem kratzresistenten Saphirglas natürlich ein Kostenfaktor. Generell kann man sagen, dass sich Glas einfach hochwertigerer anfühlt.

Unter dem Glas sitzt bekanntlich das Zifferblatt. Bei der Urban Killy ist es sandfarben und ist mehrfarbig bedruckt. So kann man den Tachymeter (Blau), den Telemeter (Rot) und die Zeitskala (Schwarz) leicht unterscheiden und gut ablesen. Auf 12 Uhr befindet sich der Minutenzeiger des Chronographen und auf 6 Uhr eine springende Sekunde.

Das Wildleder-Armband der Urban Killy ist ebenfalls hell und daher zum Nachteil recht empfindlich. Bereits nach wenigen Tagen des Tragens wurde es an Stellen die man oft anfasst dunkel. Man sollte sich bei einem individuellen Modell eher für ein dunkles Glattleder-Armband entscheiden. Lederarmbänder sind natürlich immer empfindlicher als Stahlarmbänder und müssen so oder so nach 1-2 Jahren ausgetauscht werden, da Schweiß, Wasser und Schmutz dem Leder einfach zu setzen.

Wasserdicht ist sie bis 3 ATM (30 Meter Atmosphärendruck) was bedeutet, dass wie dass sie nicht wirklich Wasserdicht ist. Sie steckt Spritzwasser beim Händewaschen gerade noch so weg, unter der Dusche sollte sie jedoch dringlichst nicht getragen werden. Das sollte man mit einer Uhr am Lederarmband sowieso lieber sein lassen.

In der Urban Killy schlägt ein interessantes Hybrid-Uhrwerk, welches ich später etwas genauer beschreiben und erklären werde.

Design-Findung

Mit dem Urban Chronographen wurde sich zwar ebenfalls an einem klassischen Design aus den 1950er Jahren orientiert, wie z.B. am Longines- oder Rolex Chronographen, jedoch ist dieses Design nicht mehr allzu präsent wie das des Taucheruhren Klassikers. Ohnehin ist der Tachymeter auf dem Ziffernblatt ein technisches Messinstrument und kann sich höchstens im Farbton oder in der Typographie unterscheiden. Die Basis des Stahlgehäuses ist geschliffen, Bandanstöße sind teils hochglanzpoliert und teils geschliffen.

Die Lünette ist versilbert und die Grundform ist gestuft geschliffen. Das verschafft dem Gehäuse mehr Tiefe und lässt es hochwertigerer aussehen als eine große versilberte Fläche. Die Drücker für den Chronographen sind nicht zu groß, stabil und lassen sich mit einem angenehmen Widerstand betätigen. Die blau eloxierten Zeiger sind sehr leicht abzulesen und die leicht geschwungene Form passt sich dem Retro-Look sehr gut an.

Dreht man die Uhr um wird es interessant, denn haben Sie schon mal eine Quarz-Uhr mit einem Glasboden gesehen? Ich auch nicht, bis ich die Undone Urban umdrehte. Ein Glasboden schafft Einblick auf ein Quartz-Uhrwerk, wie man es selten zu Gesicht bekommt.

Elektrifizierende Einsichten

Nun genauer zum Uhrwerk. Die Undone Urban wird von einem japanischen VK61A Quarz-Uhrwerk der Marke Seiko angetrieben. Seiko gehört neben Citizen und Casio mit zu den bekanntesten und größten japanischen Uhrenherstellern. Bei dem Uhrwerk handelt es sich genauer um ein “Mechanical-Quartz Hybrid Flyback Movement” – also um einen Hybriden aus Quarz angetriebenen Uhrwerk und einer mechanischen Flyback-Chronographen-Funktion.

Der Zeitmesser an sich basiert auf einem Quartz Uhrwerk: Eine Batterie speist die Uhr mit Energie, welche durch einen Quarzkristall mit einer Genauigkeit von +- 10 bis 30 Sekunden im Monat reguliert wird. (Zum Vergleich: Eine mechanische Uhr hat eine Ganggenauigkeit von ca. +- 6 bis 10 Sekunden am Tag.)

Mechanisch zugeschaltet ist dann der Flyback-Chronograph. Wenn der Chronograph seine Runden dreht ist es schön zu sehen, dass sich dieser wie bei einer mechanischen Uhr eher fließend bewegt und die kleine Sekunde typisch springt. Diesen Hybriden hat Seiko bereits 1986 als erster Uhrenhersteller auf der Baselworld vorgestellt und bis heute weiterentwickelt.

Die Einsicht beschränkt sich leider mehr “auf” als “in” das Uhrwerk, da ein Quarz-Uhrwerk nicht die tiefen Ebenen von übereinander gestapelten und ineinander greifender Zahnräder eines rein mechanischen Uhrwerkes besitzt. Hier wäre der Einblick in den mechanischen Parts des Flyback-Chronographen, wenn machbar, wünschenswert.

Dennoch ist es mal ein anderer und “elektrifizierender” Einblick in eine “etwas andere” Uhr. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil des Uhrwerkes ist, dass es extrem leise tickt. Eine Swatch habe ich schon mal nach wenigen Tagen umgetauscht, da sie mir den Schlaf raubte wenn sie im selben Zimmer lag. Bei Quarz-Uhren beeinflusst jedoch nicht nur das Werk, sondern auch die Gehäuse-Architektur die Lautstärke nach außen.

Fazit

Mir fällt es wirklich schwer negative Punkte an der Undone Urban zu finden. In ihrem Preissegment überzeugt sie absolut. Schwächen wie die des Wildlederarmbandes sind leicht behoben, ist jedoch mit einem Aufpreis verbunden. Auch ein mechanisches Uhrwerk wäre schön, aber auch das ist eine Frage des Preises. Schon 250€ sind gewiss viel Geld, jedoch ist die Auswahl in diesem Preissegment eher ernüchternd und man landet früher oder später bei bekannten Modeschmuck-Uhren. Von dem was Undone für diesen Preis auf die Beine gestellt hat bin ich wirklich überrascht. Dazu trägt vor allem die hochwertige Haptik des Gehäuses und das stimmige Design bei.

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